Gewaltprävention in jordanischen Schulen – auch unter Coronabedingungen

Konflikte gewaltfrei lösen, Streit durch Vermittlung schlichten, Mobbingsituationen auflösen und demokratische Teilhabe einüben – das Projekt „Förderung von gewaltfreier Konfliktbearbeitung“ will diese Fertigkeiten in jordanischen Schulen implementieren, dafür arbeitet der Starkmacher mit der Caritas Jordanien zusammen und wird vom Institut für Auslandsbeziehungen dabei unterstützt. Das Projekt will einen Beitrag dazu leisten, junge Menschen zu stärken, sie zur Teilhabe zu ermutigen und somit einen mittelfristigen Beitrag zur Stärkung der Zivilgesellschaft zu leisten. Finanziert wird das Projekt vom Auswärtigen Amt der Bundesregierung und wird durch das Institut für Auslandsbeziehungen (IfA) unterstützt.
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05.11.2021 / 12 Uhr
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Starkmacher

Projektüberblick: Konflikte gewaltfrei lösen

Wie viele Transformationsländer ist auch Jordanien mit schwierigen sozio-ökonomischen und politischen Problemlagen konfrontiert. Durch die Coronapandemie werden Problemlagen verschärft. Es wächst das Risiko, dass Vorurteile, Konflikte und Gewalt weiterwachsen. Auch die Schule ist ein Brennpunkt für solche Konflikte, deshalb zielt das Projekt darauf ab, Kinder, Jugendliche und Lehrkräfte in der gewaltfreien Konfliktbearbeitung zu stärken.

Neben der Fortsetzung der Arbeit in fünf schon kooperierenden Schulen ist das Projekt nun in fünf weiteren Schulen aktiv. Auch ein Pilotkurs für Eltern ist vorgesehen. In 2021 wird eine Konferenz stattfinden, um das Projekt und die Projektergebnisse einem breiteren (Fach)publikum vorzustellen und damit auch den Anstoß für eine weitere Verbreitung zu geben.

Schulung von Multiplikatoren und Workshops an Schulen

Das Projekt startete mit „Train-the-Trainer“ Kursen, konkret, 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas Jordanien nahmen an Fortbildungskursen zu Methoden der gewaltfreien Konfliktlösung (Peer Mediation), zur Intervention in Mobbingsituation (No Blame Approach) und zur demokratischen Meinungsbildung (Klassenrat) teil und diskutierten eine kultursensible Anwendung in jordanischen Schulen. Das didaktische Material wurde ins Arabische übersetzt.

Im ersten Projektjahr (2019) konnte die Caritas Jordanien fünf Schulen gewinnen, die Interesse an einer Durchführung des Projekts an ihrer Schule hatten. Dort wurden Workshops für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler durchgeführt (damals noch in Präsenz), die auf große Begeisterung in den Schulen stießen. Die Jugendlichen lernten die Anwendung von Peer- Mediation, um Mitschülerinnen und Mitschüler bei der Streitbeilegung zu unterstützen, die Lehrkräfte erwarben Kenntnisse in der Nutzung des „No Blame Approaches“ und zur Einführung der Klassenratmethode.

Projekt auch unter Corona- Bedingungen

Im zweiten Projektjahr kamen weitere fünf Schulen hinzu, die nun in digitalen Workshops geschult wurden. Durch die Einführung von Onlineunterricht gab es enormen Bedarf, sich mit Cybermobbing auseinanderzusetzen. Die jordanischen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren entwickelten gemeinsam mit der deutschen Trainerin einen Cybermobbing Workshop für Lehrkräfte und Jugendliche. Die Resonanz war sehr positiv, insbesondere die Jugendlichen überlegten im Anschluss, wie sie die im Workshop erworbenen Impulse weiterverbreiten könnten.

Einbeziehung der Eltern

Im dritten Projektjahr kam ein weiteres Element hinzu: eine aktivere Einbeziehung der Eltern. Die Projektmitarbeitenden konzipierten einen eigenen Elternworkshop, der zum Ziel hatte, die pädagogischen Ansätze zu vermitteln und weiterhin die Eltern für die Gefahren des Cybermobbings zu sensibilisieren. Vorab war deutlich geworden, dass viele Eltern die Effekte von Cybermobbing unterschätzten.

Obwohl die Fortsetzung des Projekts unter Pandemie – Bedingungen aufwendiger und herausfordernder war, ist es doch gelungen, die Inhalte erfolgreich zu vermitteln.

Summer Camps im Sommer 2021

Im Sommer 2021 konnten dann tatsächlich kleine dezentrale Summer Camps für die beteiligten Schulen angeboten werden. Die Jugendlichen haben es genossen, sich in Präsenz mit Jugendlichen einer weiteren Schule zu treffen, sie konnten sich austauschen und neue Impulse erhalten. Zu Beginn des neuen Schuljahres haben die Schulen wieder geöffnet, was auch die weitere Implementierung der Projektelemente unterstützt.

Wie können die gewaltpräventiven Ansätze weiter verbreitet werden nach dem Projektende? Dieser Frage gehen die Projektmitarbeitenden der Caritas Jordanien und von Starkmacher e.V. sowie Lehrkräfte, Expertinnen und Experten und Vertreter des Bildungsministeriums bei einer Projektvorstellung nach, die gemeinsam mit dem Fachbereich Soziale Arbeit der Deutsch-Jordanischen Universität in Amman organisiert wird. Lehrkräfte und Jugendliche aus den beteiligten Schulen sind eingeladen, dort von ihren Erfahrungen zu berichten.

Hier ein Projektvideo der Caritas Jordanien (mit Untertiteln):

www.caritasjordan.org.jo/schools-without-violence

Jordanischer Bildungsminister unterstützt Projekt

Eine gute Nachricht für das Projektanliegen ist, dass die jordanischen KollegInnen dem Bildungsminister das Projekt vorstellen konnten und er danach Interesse an der Verbreitung der Projektmaterialien zu Streitschlichtung und Mobbing geäußert hat.

Staatliche Unterstützung aus Deutschland

Das Projekt wird von Starkmacher e.V. in Zusammenarbeit mit Caritas Jordanien organisiert und durch das Institut für Auslandsbeziehungen mit Mitteln vom Auswärtigen Amt finanziert und unterstützt.