Oberbürgermeister und EU-Kommission begrüßen
Nach einer Begrüßung durch den Oberbürgermeister der Stadt Mannheim, Dr. Peter Kurz, zeigte zu Beginn der Veranstaltung Anna Athanasopoulou von der EU-Kommission (Referatsleitung „Proximity, social economy and creative industries“ in DG GROW) in ihrer Keynote auf, vor welchen Herausforderungen die EU-Politik steht, beispielsweise bezüglich der schwachen Energieeffizienz vieler Wohngebäude. In weiten Teilen der EU stellt die fehlende Investition in bezahlbares Wohnen und Social Economy ein Problem dar, das beispielsweise durch den European Green Deal sowie weitere Initiativen und Förderprogramme angegangen wird, u.a. durch die s.g. „Renovation Wave“.
Regionale Fair-Finance Ansätze
In den folgenden drei Vorträgen von Alexis Versele (Architekt für sozial-ökologisches Bauen am Technology Campus Ghent), Christian Loy (Cambium – Leben in Gemeinschaft) und Knut Höller (Vorstand „LiM Living in Metropolises SCE mbH“ und geschäftsführendes Vorstandsmitglied der „Initiative Wohnungswirtschaft Osteuropa (IWO) e. V.“) wurden drei regionale Fair Finance-Ansätze in Europa präsentiert und im anschließenden Projektmarktplatz mit Interessierten weiter diskutiert. Der Vortrag von Alexis Versele beleuchtete das ICCARUS-Projekt in Ghent, welches die Renovierung von 100 Häusern von einkommensschwachen Bewohnern vorsieht, finanziert durch öffentliche Gelder als laufender Fonds. Christian Loy präsentierte mit dem Projekt Cambium in Österreich einen Ansatz des gemeinsamen Wohnens in einem Ökodorf wobei die Finanzierung mittels des „Vermögenspool-Modells“ durch Bewohner*innen, Freund*innen und einem Netzwerk ein wichtiger Baustein ist. Im dritten Vortrag von Knut Höller wurde der Ansatz der EU-Genossenschaft „Living in Metropolises SEC“ vorgestellt, welcher eine mögliche Antwort auf die politische Forderung nach bezahlbarem Wohnraum in Städten darstellt. Konkret wurden drei Bauprojekte der Genossenschaft in Finnland, Deutschland und Lettland erwähnt.
Fair Finance in Deutschland
Als Überleitung von europäischen Projekten zu regionalen Fair Finance-Ansätzen in Deutschland gab Sven Giegold als Sprecher der deutschen Grünen im Europaparlament und Obmann der grünen Fraktion im Ausschuss für Wirtschafts- und Finanzpolitik ein Einführungsstatement. Er betonte u.a., dass der Ansatz „Sustainable Finance in die Regionen“ zu bringen, sehr wichtig sei, und dabei zugleich auch über die Gefahren des Green-Washings aufzuklären.
Ihm folgten zwei Projektvorstellungen, im ersten erläuterte Nils Bormann von der Deutschen Energie-Agentur (dena) das Konzept des seriellen Sanierens nach dem Energiesprong-Prinzip, während Peter Mellwig vom ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg die Idee des „Drittelmodells“ in Mietwohnungen vorstellte: Wie können sich Eigentümer, Mieter und die Gesellschafter die (energetischen) Sanierungskosten fairer als bisher teilen? Auch nach diesen Vorträgen wurde ein weiterer Projektmarktplatz mit Möglichkeiten zum Austausch mit den Referenten eröffnet.
Lessons Learned
Unter dem Titel „Lessons Learned und neue Ufer mit Social Economy“ fand abschließend eine Podiumsdiskussion mit Helmut Augustin (Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Rhein Neckar Nord), Christiane Ram (Fachbereichsleitung Wirtschafts- und Strukturförderung der Stadt Mannheim) und Gesa Vögele (Mitglied der Geschäftsführung von Corporate Responsibility Interface Center e. V.) statt. Dabei wurden die bereits aufgezeigten Möglichkeiten und Chancen aus den verschiedenen Perspektiven der Diskutierenden hervorgehoben, sowie weitere Ansätze der vertretenden Institutionen vorgestellt und verglichen.
Während des gesamten Events kamen immer wieder neue Ideen zur Vernetzung und zum Austausch auf, welche im digitalen Format so gut wie möglich vertieft werden konnten.
Das Fair Finance Institute und Starkmacher danken als Organisatoren der Veranstaltung allen Unterstützern (hier zuvorderst der Sparkasse Rhein Neckar Nord, der LBBW sowie der Wirtschaftsförderung der Stadt Mannheim und dem S-Hub), den Referentinnen und Referenten, den Teilnehmenden und vielen weiteren helfenden Händen, und freuen sich auf ein Wiedersehen 2022, dann hoffentlich wieder als Präsenzveranstaltung!