Einführung in ländlichen Tourismus und Multifunktionalität im ländlichen Raum
In der schönen Landschaft Toskanas stand das Training ganz im Motto des ländlichen Tourismus. Im Netzwerk der italienischen Gastgeberorganisation Veraterra befinden sich nicht erst seit dem MAREA-Projekt mehrere Partner, die im ländlichen Tourismus aktiv sind. Durch das MAREA-Projekt wird dieses Netzwerk weiter ausgebaut und durch die Projektergebnisse, insbesondere dem Curriculum, dabei unterstützt, ihr Wissen an Lerninteressierte weiterzugeben. Dementsprechend wurde das Training genutzt, um einige dieser Lernorte zu besuchen und dadurch wichtige Erkenntnisse für die finale Arbeit an den Projektergebnissen zu gewinnen. Bevor jedoch die einzelnen Lernorte besucht wurden, gab Veraterra eine theoretische Einführung zu den Themen „Ländlicher Tourismus“ und „Multifunktionalität im ländlichen Raum“. Dabei wurden insbesondere die Vielzahl multifunktionaler Aktivitäten im ländlichen Raum vorgestellt und gemeinsam diskutiert, wie sich diese im Rahmen von MAREA mit den Projektinhalten verbinden lassen. Ländlicher Tourismus ist dabei nur ein Teil der Multifunktionalität des ländlichen Raums, die für MAREA interessant sind, auf den sich jedoch gezielt konzentriert wird. Um Bildungsinhalte über Tourismusangebote zu vermitteln, müssen die Tourismusaktivitäten optimal auf die jeweiligen Gegebenheiten abgestimmt sein, weshalb diesem Thema eine eigene Session gewidmet wurde. Dabei wurden den Teilnehmenden verschiedene Formen des Tourismus wie Community-Tourismus oder nachhaltiger Tourismus samt ihrer Vor- und Nachteile aufgezeigt. Zudem lernten die Teilnehmenden zu analysieren, welche Form für die angedachten Angebote passend ist.
Besuch von potentiellen Lernorten
Das theoretische Grundwissen aus den Vorträgen wurde mit dem Besuch von Best-Practice-Beispielen aufgewertet. Diese Kombination aus Theorie und Praxis wird die Projektverantwortlichen beim Aufbau weiterer Lernorte in den 5 Partnerländern unterstützen. Dabei wurde den Teilnehmenden eine ganze Bandbreite von möglichen Lernort-Arten aufgezeigt. Charakteristisch für den ländlichen Raum in der Toskana sind Agritourismusangebote, die traditionelle landwirtschaftliche Aktivitäten mit Tourismusangeboten verbinden. Da das Gebiet, in dem das Training stattfand, vor allem für die Olivenölproduktion und den Schwertlilienanbau bekannt ist, wurden diese Angebote von dem Projektteam auch wahrgenommen. Doch auch ein Gemeinschaftsgarten, ein Stadtrundgang in Florenz, der die ländliche und urbane Verbindung thematisiert, ein Revitalisierungsprojekt zur Aufwertung ländlicher Gemeinden und eine Pflanzensamenbank wurden besucht. All diese Projekte haben das Potenzial als Lernort nachhaltige Themen erfahr- und erlebbar zu machen und somit zu einer Bewusstseinsänderung bei Tourist:innen beizutragen. Doch der Besuch all dieser Orte schärfte auch bei den Teilnehmenden noch einmal das Bewusstsein für die Potentiale, die im ländlichen Raum schlummern.
Einführung in die Landschaftsarchitektur in der Theorie und Praxis
Das Training widmete sich in seiner Gesamtheit vor allem auch der Frage, wie die Potenziale des ländlichen Raums optimal genutzt und im Rahmen des Curriculums aufgearbeitet werden können. Dabei spielen mehrere Faktoren eine wichtige Rolle. Das Herausarbeiten des Alleinstellungsmerkmal des jeweiligen Lernortes ist dabei ebenso entscheidend wie die richtige Wahl der Angebote. Hierbei sind vor allem die richtige Wahl der Tourismus-Art als auch der multifunktionalen Aktivitäten entscheidend. Doch was oftmals außer Acht gelassen wird, ist die Tatsache, dass jeder Lernort in ein Gesamtsetting eingebunden ist. Insbesondere die Landschaft, die den Lernort umgibt, ist ein wichtiger Bestandteil des Settings. Wie wichtig das Einbinden der Landschaft ist, um die Potenziale des ländlichen Raums herauszuarbeiten, wurde den Teilnehmenden durch den Landschaftsarchitekten Elia Renzi aufgezeigt. Am Beispiel des oberen Arnotals zeigte er den Einfluss der Landschaft auf die Entwicklung des Gebietes auf. Wie beeinflusst die hügelige Landschaft und der trockene Boden im Hinterland die Lebensformen der Menschen und wie unterscheiden sich die dortigen landwirtschaftlichen Strukturen im Vergleich zu den flachen, nassen Gebieten in Flussnähe? Der Vortrag von Elia Renzi diente dabei als theoretische Einführung, die in der Trainingswoche durch weitere praktische Einblicke untermauert wurde. Bei sämtlichen Besuchen wurden die Themen wieder aufgegriffen, wenn es beispielsweise um die Beschaffenheit des Bodens oder die prägnanten Landschaftsformen ging. Spätestens bei der Wanderung durch das Naturschutzgebiet „Le Balze“ wurde der Einfluss der Landschaft auf das Gebiet ersichtlich. Die besonderen Erosionsformen prägen nicht nur das Landschaftsbild sondern beeinflussen auch das dortige Leben. Durch ihre Instabilität eignen sich die Formen nicht zur Bebauung, bieten dafür aber immenses touristisches Potenzial. Das Themenfeld der Landschaftsarchitektur war nicht nur für die Teilnehmenden des Trainings sondern auch für die Projektverantwortlichen sehr gewinnbringend, da nun beim Aufbau der Lernorte besser auf die Einbettung in das landschaftliche Gesamtgefüge geachtet werden kann.
Impulse der Partner
Das internationale Training wurde jedoch nicht nur genutzt, um die Stärken und das Netzwerk des italienischen Partners kennenzulernen, sondern um den gemeinsamen europäischen Austausch zu fördern. Daher wurden gezielt themenbezogene Impulse der verschiedenen Partner eingebaut.
Dirk Kohlmann vom County Governor of Vestland nutzte eine der Sessions beispielsweise um den Anwesenden Einblicke in Best-Practice-Beispiele forstwirtschaftlicher Nutzung in Norwegen zu geben. In der Session wurden dabei mehrere MAREA-Themen angeschnitten, die auch im C3-Training im Mittelpunkt standen. Neben dem Bezug zur Einbindung und Nutzung der landschaftlichen Gegebenheiten wurden gleichzeitig auch potenzielle Lernorte vorgestellt. Darüber hinaus konnte durch das Produkt Holz als Baumaterial auch die Brücke zur Verknüpfung des ruralen und urbanen Raums geschlagen werden. Diese Brücke nutzte auch Alexis Versele von der KU Leuven für seine Session. Die belgische Partnerorganisation bringt in MAREA vorrangig ihre Expertise in der nachhaltigen Gestaltung des urbanen Raums ein. Die Erfahrung in nachhaltigem Bauen wurde kurzerhand auf die touristischen Anforderungen im ländlichen Raum übertagen. Alexis Versele und Stijn Verdoodt zeigten den Projektteilnehmenden mehrere Möglichkeiten auf, wie Swimming-Pools nachhaltig gebaut und betrieben werden können. In dieser Session wurde wieder ersichtlich, wie gewinnbringend sektor- und länderübergreifender Austausch ist. Verschiedene Expertisen, Erfahrungen und Sichtweisen zusammenbringen und in intensiven Diskussionen in gemeinsame Ergebnisse übertragen ist sicherlich der größte Mehrwert dieser europäischen Aktivitäten.
Neuer Schwung für die finale Projektphase
Das Training in Italien brachte den nötigen Schwung für die finale Projektphase. Durch die gute Verknüpfung von inhaltlicher Arbeit, praktischer Umsetzung und Besichtigung potenzieller Lernorte konnten viele Fragen geklärt und neue Erkenntnisse gewonnen werden. Diesen Schwung haben die Projektverantwortlichen mit in das anschließende Projektmeeting genommen und werden diesen auch in die finale Projektphase übertragen. Die letzte Projektaktivität wird im August in Norwegen stattfinden, in der die finalen Projektergebnisse präsentiert werden.