Kulturaustausch Wirtschaft

Jugendaustausch im Libanon

Im September 2019 trafen sich 30 Teilnehmer eines internationalen Jugendaustausches aus Ägypten, Italien, Deutschland, Syrien, England und dem Libanon im Norden des Libanons. Es ging um das Thema ‚Soziales Unternehmertum‘ und die Caritas Libanon vermittelte Besuche bei sozialen Unternehmen, die sie bei Gründung und Führung beraten und begleiten. So bekamen die Teilnehmenden Einblick in die aktuelle Form der Marktwirtschaft des Libanon.
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20.01.2020 / 09 Uhr
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Starkmacher, Fotos: Farid Amrouche

Beispiele für libanesische Sozialunternehmen

Eine Suppenküche gibt an mehreren Tagen in der Woche mittags kostenlos Essen an Bedürftige aus. Durch einen Lieferservice, der gleichzeitig Fast Food zu einem etwas gehobeneren Preis verkauft, kann sich das Projekt finanzieren. 

Ein Druckshop bietet den Druck auf Kleidung und Tassen an, stellt Buttons her und verfügt über einen 3D-Drucker, mit dem Schlüsselanhänger und Souvenirs produziert werden können. Die T-Shirts werden nicht nur für normale Kunden, sondern auch für Freiwillige und Angestellte der Caritas produziert. Die Produkte des 3D-Druckers werden im Druckshop und auf Veranstaltungen verkauft. Mit den Gewinnen kann der Laden expandieren und auch noch Projekte der Caritas Libanon unterstützen. 

In Deir al Ahmar, im Nordosten des Libanon wird das Gemüse vor allem der wirtschaftlich schwächeren Bauern von einem Sozialbetrieb weiterverarbeitet: Die Endprodukte Tomatenmark, Apfelchips und Olivenöl sowie eingelegtes Gemüse werden dann wiederum in verschiedenen Einrichtungen der Caritas eingesetzt, wie etwa in der Suppenküche. Mit den Gewinnen können weitere Projekte der Caritas unterstützt werden. 

Hintergründe verstehen

Die Projektteilnehmer hatten Gelegenheit, sowohl mit den Kunden und Nutzern der Dienstleitungen als auch mit den Mitarbeitern der Sozialbetriebe ins Gespräch zu kommen, bekamen dadurch auch Einblicke in das tägliche Leben der Bevölkerung.

Suzanne El Khoury, Dozentin für Betriebswirtschaftslehre an einer Universität im Libanon gab eine Einführung in die systemischen Grundlagen des libanesischen sozialen Unternehmertums und vermittelte in Workshops Fachwissen über die Funktionsweise von Unternehmen im Libanon. 

Sowohl im Austausch mit den libanesischen Gesprächspartnern als auch in Reflexionen in der Gruppe erörterten die Teilnehmer ihre Eindrücke und entwickelten eigene Ideen und Impulse für soziale Unternehmen.

Eine Idee wurde dann auch gleich von der Caritas Libanon aufgenommen: Die Projektteilnehmer schlugen vor, die Produkte aus der Lebensmittelproduktion in Deir el Ahmar und aus dem Druckshop mit einem Kleinbus zu regionalen Veranstaltungen zu transportieren und dort zu verkaufen, um die Vertriebsreichweite zu erhöhen.

Begegnung mit Geflüchteten

Die Teilnehmer besuchten ein Geflüchtetencamp in einem alten Einkaufszentrum, wo auf überschaubarer Fläche ca. 2000 Menschen leben. Alle dort lebenden Geflüchteten kommen aus Syrien. Eine Familie hat dort durchschnittlich 7 Familienmitglieder und lebt in einem alten Einkaufsladen. Die Teilnehmenden organisierten einen Spielenachmittag für die dort lebenden Kinder und machten sich ein Bild von den dort herrschenden Lebensumständen.

Abends blieb Gelegenheit, die Kulturen der beteiligten Länder kennenzulernen und der ein oder andere touristische Ausflug gab auch Einblick in die reiche Vielfalt von Kultur und Natur des Gastgeberlandes.